Auftrag, Weltspitze zu bleiben

Am traditionellen ETH-Tag hat Rektor Lino Guzzella dargelegt, welche besondere Rolle der ETH Z¨¹rich im vielschichtigen Forschungs- und Bildungssystem der Schweiz zukommt. Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann skizzierte in seiner Festansprache, was er von der ETH Z¨¹rich erwartet.

Vergr?sserte Ansicht: Rektor Lino Guzzella
Rektor Lino Guzzella verglich in seiner Rede das Schweizer Bildungssystem mit einer komplexen Maschine (Foto: Giulia Marthaler / ETH Z¨¹rich).

Seit Anfang dieses Jahres sind die Bereiche Bildung, Forschung und Wirtschaft auf Bundesebene neu in einem Departement zusammengefasst. Am diesj?hrigen ETH-Tag sagte Rektor Lino Guzzella, dass er diese Neuorganisation begr¨¹sse und nutzte die Gelegenheit, die Rolle der ETH Z¨¹rich im erfolgreichen Forschungs- und Bildungssystem der Schweiz zu beleuchten.

In seiner Begr¨¹ssungsrede verglich Ingenieur Guzzella das Bildungssystem mit einer komplexen Maschine, in der viele Zahnr?der ineinandergreifen und deren Betrieb gef?hrdet sei, wenn nur ein einzelnes R?dchen ausfalle. ?Kein Zahnrad ist mehr wert als ein anderes, auch wenn die Herstellung gewisser R?der aufw?ndiger ist oder diese spezielle Schmiermittel ben?tigen?, sagte er und spielte mit dieser Metapher darauf an, dass in der Schweiz die Forschungs- und Bildungsinstitutionen auf den verschiedenen Stufen unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen.

Klare Rahmenbedingungen

Guzzella sprach sich am ETH-Tag deutlich gegen ein ?Gleichmachersystem? aus. Die Politik m¨¹sse f¨¹r alle Akteure im Bildungssystem klare Rahmenbedingungen schaffen und d¨¹rfe den einzelnen Institutionen nicht mehr als die ihnen zugedachte Aufgabe zumuten. ?Ich bin der festen ?berzeugung, dass es besser ist, eine klar gestellte Aufgabe hervorragend zu erf¨¹llen, als eine breite Anforderungsliste abzuarbeiten, die zwangsl?ufig zu mittelm?ssigen Resultaten f¨¹hrt?, sagte Guzzella.

Die ETH Z¨¹rich habe gemeinsam mit der EPFL den besonderen Auftrag, auf globalem Niveau zu forschen und zu lehren und sich international zu vernetzen. Nur so k?nne die ETH die Erwartungen der Schweizer Wirtschaft, Gesellschaft und der Politik erf¨¹llen. Guzzella betonte die von Weltoffenheit gepr?gte Tradition der ETH Z¨¹rich, gab aber auch zu bedenken, dass damit eine Integrationsleistung verbunden sei.

Erwartungen als Preis f¨¹r Autonomie

Eben diese Erwartungen an die ETH thematisierte der Ehrengast Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann in seiner Festansprache. Zwischen Bev?lkerung, Wirtschaft und Politik herrsche ein breiter Konsens dar¨¹ber, viel Geld in die Spitzenforschung zu investieren ohne Auflagen daran zu kn¨¹pfen. Gefordert werde daf¨¹r nicht nur ein unerbittliches Streben nach Exzellenz, sondern auch, dass die ETH den Bildungs- und Forschungsplatz Schweiz mit der Welt verbinde und dabei ihre Verantwortung f¨¹r die Gesellschaft wahrnehme.

Als Beispiel nannte der Bundesrat den heimischen Forschungsnachwuchs. Er sprach sich f¨¹r F?rderinstrumente wie Tenure Track, ERC-Forschungsstipendien und F?rderprofessuren aus, mahnte die Verantwortlichen der ETH Z¨¹rich aber auch, den einheimischen Nachwuchs trotz Internationalisierung im Auge zu behalten. Schneider-Ammann sieht die ETH Z¨¹rich und die EPFL als Zugpferde im internationalen Wettbewerb. Als Vorsteher des Departements f¨¹r Wirtschaft, Bildung und Forschung erwarte er, dass die ETH auch kleineren Universit?ten, Fachhochschulen und KMUs die T¨¹ren in die weite Welt ?ffne. So k?nne man das Potenzial von europ?ischen Programmen noch besser aussch?pfen. Der Bundesrat lobte die Zusammenarbeit der ETH Z¨¹rich mit der EPFL und der Universit?t Z¨¹rich, forderte die Hochschule gleichzeitig aber auch auf, sich noch st?rker mit Fachhochschulen zu vernetzen.

Der Forschungs- und Bildungsminister nahm die Gelegenheit wahr, den ETH-Angeh?rigen zu danken f¨¹r ihr Engagement in Expertengremien, Beratungsorganen und gemeinn¨¹tzigen Projekten. ?Ich will dies einmal erw?hnen, es geh?rt nicht zu dem, was h?ufig hervorgehoben wird?, sagte er.

Vier Ehrendoktoren und vier Ehrenr?te ernannt

Vier Forschungspers?nlichkeiten erhielten am Festtag die Ehrendoktorw¨¹rde der ETH Z¨¹rich: Prof. Jillian F. Banfield, Professorin an der University of California in Berkeley, wurde geehrt f¨¹r ihre wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Geomikrobiologie. Die Forscherin untersucht nat¨¹rliche mikrobielle Gemeinschaften und Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen und Mineralien. Eine weitere Ehrendoktorw¨¹rde vergab die ETH Z¨¹rich an Dr. Peter Jenni f¨¹r die Planung, Konstruktion und Leitung des ATLAS-Experiments am Large Hadron Collider (LHC) des CERN.

Gleich zwei Ehrungen gingen dieses Jahr an Forschende aus der Informatik: Noga Alon, Professor f¨¹r Mathematik und Informatik an der Universit?t Tel Aviv wurde ausgezeichnet f¨¹r seine grundlegenden Beitr?ge zur Diskreten Mathematik und der Theoretischen Informatik. Eric A. Brewer, Professor f¨¹r Computer Science an der University of California in Berkeley und Vizepr?sident f¨¹r Infrastruktur bei Google erhielt die Ehrendoktorw¨¹rde f¨¹r seine Beitr?ge zu Entwurf und Implementierung von skalierbaren verteilten Systemen im Internet.

Ren¨¦ Braginsky, Martin Haefner, Dr. Max R?ssler und Georg Edwin Felix Schoop wurden zu Ehrenr?ten ernannt. Die ETH Z¨¹rich ehrte die drei Unternehmer Braginsky, Haefner und R?ssler f¨¹r ihr ausserordentliches pers?nliches Engagement zur F?rderung der Lehre und Forschung. Sie machten sich verdient um den Aufbau der ETH Z¨¹rich Foundation, die F?rderung von Professorinnen und Professoren, die Schaffung des Instituts f¨¹r Theoretische Studien oder die St?rkung des Archivs f¨¹r Zeitgeschichte. Schoop erhielt die Auszeichnung als Leiter des Stadtforstamtes Baden. Ihm ist es gelungen, in dicht besiedelten Gebieten eine auf ?kosystem-Dienstleistungen ausgerichtete Landnutzung mitzugestalten.

Goldene Eule f¨¹r engagierte Dozierende

Traditionellerweise werden auch die besten Lehrkr?fte am ETH-Tag ausgezeichnet.Der Verband der Studierenden an der ETH Z¨¹rich (VSETH) verlieh je einer resp. einem Dozierenden pro Departement die Goldene Eule f¨¹r besonders engagierte und exzellente Lehre. Der Credit Suisse Award For Best Teaching ging dieses Jahr an Prof. G¨¹nther Dissertori vom Departement Physik.

 

Weitere Informationen

Die Namen und Kurzbiographien der Ehrendoktoren, Ehrenr?te sowie eine Liste aller Preistr?ger und Preistr?gerinnen des ETH-Tags 2013 finden Sie auf der Website des ETH-Tages 2013.

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